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3. Kreativwirtschaftstag am 10.5.2019 in Frankfurt am Main

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Mara Michel | 13. Mai 2019

Rund 750 Teilnehmer nahmen am Freitag am 3. Kreativwirtschaftstag in Frankfurt am Main teil. Ca. 40 Redner hielten unterschiedlichste Vorträge und standen für kleine Speakers Corner und Diskussionen zur Verfügung. Ergänzt wurde das Programm durch die Möglichkeit von Matchmaking Terminen mit zuvor angemeldeten Teilnehmern.
So stand nicht nur Information im Fokus, sondern auch reges Netzwerken.

Für Modeschaffende und Kreative in der Textilbranche, bietet der KWT eine gute Möglichkeit, insbesondere Themen, die über den Tellerrand hinausgehen, zu bearbeiten. Durch die Fülle der Veranstaltungen, und der vielen parallelen Vorträge, muss man sich im Vorfeld gut überlegen, was man auslässt. Am Vormittag fanden alle Vorträge im Audimax der School of Finance and Management statt, so dass ich hier einen kleinen Überblick geben möchte.

Pünktlich um 10:00 Uhr startete Tarek Al-Wazir als hessischer Wirtschaftsminister mit der Eröffnungsrede.

Für Tarek Al-Wazir ist das Thema Europa gerade jetzt kurz vor der Europawahl insbesondere für Kreative wichtig. Denn für den Kreativmarkt ist Freizügigkeit unabdingbar. Insbesondere ist ein freies und sicheres Klima für Kreative notwendig, um auch einmal quer denken zu können und schöpferisch Tätig zu sein.

Europa ist laut Tarek Al-Wazir ein Friedens-Freiheit Projekt und hat uns Jahrzehnte Frieden beschert.

Studien nach dem Brexit Referendum haben gezeigt, dass insbesondere junge Leute nicht zum Referendum gegangen sind, weil sie die Reichweite dieser Entscheidung überhaupt nicht gesehen haben. Im Nachhinein sagen 94 % der Kreativen, dass sie gegen den Brexit sind. Insofern ist es Tarek Al-Wazir wichtig noch einmal darauf hinzuweisen, dass es unbedingt nötig ist, sich zu engagieren und zu wählen.

Direkt im Anschluss gab es einen Vortrag von Peter Post, von Scholz und Volkmer, der insbesondere auf der SEE schon öfter Vorträge gehalten hat. Es war ein sehr interessanter und spannender Vortrag zur Digitalisierung und den Folgen.

So ist auch der Titel „Inkompetencesells“ wohl gewählt. Denn, laut Peter Post, ist es inzwischen ein echter Vorteil wenn man unfähig ist. Als Beispiel dient Google, die den Usern weismachen, dass sie die Daten zwar verwerten könnten, es aber nicht tun werden. Das schafft kein Vertrauen!

Vertrauen schafft, wenn man nicht in der Lage ist, Daten weiterzugeben. Insofern wies er auf verschiedene Konzepte von unterschiedlichen Städten hin, die sich damit beschäftigen, die Datenströme den Usern zurückzugeben.

Interessant ist vor allem, inwieweit Unternehmen wie Google, Facebook und andere inzwischen unser komplettes Leben analysieren und vermarkten. So wird zum Beispiel in Toronto gerade ein Stadtteil gebaut der komplett nach den Vorgaben des World Wide Web kreiert wird.

Vorgegaukelt wird dem Bewohner, dass er in einem wunderbar freien und optimierten Stadtteil wohnt. Es gibt öffentliche Plätze und öffentlichen Raum der nicht kontrolliert wird – so scheint es. Dabei bewegt man sich in einer Blase, die komplett einem Konzern gehört.

Wichtig ist Peter Post darauf hinzuweisen, wie komplett diese Systeme inzwischen sind und wie sie uns kontrollieren und uns sagen, was wir brauchen werden, noch bevor wir überhaupt darüber nachgedacht haben.

Sein Statement lautet: Wir wollen Smart Citizen und keine Smart Cities!

Anna Heringer war die nächste Sprecherin und als Architektin hat sie sich darauf spezialisiert, mit Lehm zu bauen. Sie nutzt ausschließlich Materialien, die sie vor Ort findet. Eines ihrer Projekte ist in Bangladesch der Bau einer Schule gewesen. Die Materialien bestehen aus Lehm, Stroh und Bambus. Materialien, die vor Ort vorrätig sind und restlos recycelt werden können.

Sie schafft es mit Hilfe des Dorfes eine komplette zweistöckige Schule zu bauen, die sehr großzügig und für den Bedarf der dortigen Bevölkerung perfekt geplant ist.

Aber Anna Heringer arbeitet nicht nur in vermeintlich Dritte-Welt-Ländern, sondern sie schafft er es auch z.B. in Worms den Altar komplett aus Lehm mit den Kirchenvorständen und der Gemeinde dort zu erbauen. Ihr ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass das Arbeiten mit dem Material und das direkte Berühren der Materialien eine ganz andere Verbindung gibt, als mit Stahl und Beton.

Eine Erkenntnis, die wir Modeschaffenden bestimmt alle unterstützen können.

Auch im Textilbereich hat Anna Heringer mit dem Projekt Didi Textile ein Projekt geschaffen, dass den Arbeiterinnen in Bangladesch die Möglichkeit gibt, weiterhin vor Ort zu leben und zu arbeiten.

Ein Blick auf die Webseite von Anna Heringer lohnt sich alle Mal. Schließlich hat sie mit den Textilien auf der Architektur Biennale in Venedig ausgestellt. http://www.anna-heringer.com/index.php?id=65

Nach der Mittagspause habe ich mich für verschiedene Vorträge und entschieden.

„Usability Testessen“ ist ein neues Marketing Testing Konzept. Hier kann man mit kleinem Aufwand ein gutes Testergebnis erzielen. Die Idee ist, eine Fragestellung zu einer Webseite oder einem Konzept sechs Testpersonen vorzulegen, und diese dabei zu beobachten, wo sie evtl. Probleme haben oder Dinge nicht verständlich sind.

Mehr Testpersonen sind nicht nötig, da hier nur für viel Aufwand wenig mehr Info gewonnen werden kann, so die Mitinhaberin von der Agentur Quäntchen und Glück, Annegret Zimmermann.
https://usability-testessen.org

Mit „Danke Johannes“ von Marcus Bonszkowski und Tanja Huckenbeck von Höchst*schön gab es eine Homage an Johannes Gutenberg. Mit ihrer kleinen Buchdruckerei erhalten Sie das Handwerk des Buchdruckes. Sie geben einen Einblick in die klassische Arbeit eines Buchdruckers, der aus den vorhandenen Lettern seine Schrift auswählen muss und an Grenzen stößt, die der Computer nicht kennt. Dafür entsprechen Haptik und Papier einem ganz anderen Erlebnis als das standard 135 g / gestrichen matt Papier.

Eine besonders interessante Veranstaltung für Kreative, die sich selbstständig machen möchten, gab es im Anschluss. Das „Institut für unternehmerisches Handeln“ in Mainz veranstaltet am 4. Juli 2019 einen "Creative Entrepreneurship Day Rheinland-Pfalz", zu dem gerade junge Startups und selbständige Kreative eingeladen sind. Hier geht es insbesondere darum, wie die Wirtschaft Kreative fördern kann, welche Fördermittel es gibt und was sinnvoll ist.
Anmeldungen sind jederzeit möglich.
https://creative-entrepreneurship.hs-mainz.de

Mit Felix Guder von Iconstorm gab es ein Plädoyer für die Designer. Überzeugend konnte er darlegen, dass die Softskills, die heute in der Industrie gefordert sind, von Designern alltäglich trainiert werden.

Als Kreative denken wir uns für unsere Kunden immer wieder in neue Positionen. Wir designen für unterschiedlichste Endkunden. Dieses Betrachten von verschiedenen Standpunkten aus ist ein enormer Vorteil des Designers.

Hier plädiert Felix Guder eng mit dem Kunden zusammen zu arbeiten und ihn in die Entscheidungsfindung mit einzubeziehen. So kann man Kunden für neue Ideen gewinnen.

Am späten Nachmittag gab es noch ein Highlight im Audimax. Dieter Meier, Musiker des Elektropop-Duos „Yellow“, wurde mit großem Interesse begrüßt. Er war extra angereist und erzählte in einem amüsanten Interview aus seinen Leben als Konzepkünstler. Mit kleinen Filmen wurde man an die Elektropop Zeit erinnert.

Das komplette Programm des 3. KWT gibt es als Überblick auf der Webseite.
https://www.kreativwirtschaft-hessen.de/index.php?id=360

Wer sich jetzt inspiriert fühlt und im nächsten Jahr dabei sein möchte, sollte sich diese Veranstaltung vormerken. Die Veranstaltung ist komplett kostenlos und man nimmt auf jeden Fall immer etwas für sich mit!

Geschrieben von: Martina Lewe

Fotoquelle: Martina Lewe

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